Was haben Arbeit, Alkohol, Sex, Partner, Spielen, Einkaufen, Internet und viele andere Dinge miteinander zu tun. Nun zugegeben, dies steht bereits im Titel....all diese Dinge können einen Abhängig machen. Aber was heisst es überhaupt abhängig zu sein?
Vordergründig glauben wir ja, das "Mittel" unserer Abhängigkeit tut uns in irgend einer Weise gut. Wir fühlen in dem Moment wo wir es....hm..."konsumieren", eine Befriedigung. Irgend etwas fühlt sich "gut" an. Warum ist das so?
Die Hintergründe sind vielschichtig. Doch die Hintergründe hierfür sind wichtig. Warum, habe ich so ein Verlangen nach einem Mittel, dass es mir gut geht? Der Umkehrschluss lautet ja, warum geht es mir denn nicht gut? Alleine die Hintergründe für diese Themen füllen Bücher. Stress und Überanstrengung, Selbstwertmangel, sich nicht verstanden fühlen.....bis hin zur Feinfühligkeit. Wir haben gelernt, diese unangenehmen Gefühle zu kompensieren. Wir brauchen es nicht mehr "auszuhalten", sondern haben etwas gefunden, das diese Gefühle abmildert. Doch dies hat Auswirkungen...auf uns selbst und auf die Menschen, mit denen wir zu tun haben.
Ich möchte das mal anhand des Themas Alkoholismus verdeutlichen. 3,4 % aller Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren sind abhängig von Alkohol, wobei Männer häufiger davon betroffen sind. Der gesamtwirtschaftliche Schaden wird direkt und indirekt auf knapp 40 Milliarden Euro beziffert und hierbei habe ich nicht ersehen, ob die Kosten durch Coabhängigkeiten mit hinein berechnet worden sind. (direkte Zahlen bitte hier einsehen).
Aber was macht es direkt und indirekt mit uns? Alkohol konsumieren ist zu aller erst einmal ein Genussmittel. Ein schönes Glas Rotwein beim Essen, ein geselliger Abend mit Freunden bei einem Glas Bier oder nach einem fetten Essen einen Schnaps zum aufräumen. Im Urlaub nach Griechenland, in einer tollen Taverne....da gehört der Wein fast schon automatisch dazu. Man fühlt sich einfach wohl dabei.
Schwierig wird es, wenn es dazugehören muss. Man keine andere Wahl mehr hat. Wenn es dann heisst, ich "brauche" das, damit ich mich wohlfühlen kann. Und dieses Wohlfühlen ist einem sehr wichtig, so dass die Auslöser des Unwohlseins gar nicht mehr einem wirklich bewusst ist. Man vergisst es, oder man will es gar nicht mehr sehen, warum einem unwohl ist. Dann nehme ich mein Mittel des Wohlseins ein und alles ist wieder...zumindest für eine kurze Zeit....gut. Und dies ist nicht nur beim Alkohol so....letztendlich ist dies bei jeder Abhängigkeit.
Zwar wird in stoffgebundene (Tabak, Alkohol, Medikamente etc) und nichtstoffgebundene (Sex, Internet/Medien, Sport, Arbeit, Partnerschaft etc) Abhängigkeiten unterschieden, doch die Effekte und Ursachen sind einander nicht unähnlich, auch wenn die Auswirkungen doch sehr unterschiedlich sein können. Von Selbstvernachlässigung bis hin zu körperlich bedrohlichen Zuständen kann alles dabei sein. Ich denke jeder hat schon einmal das Gefühl gehabt von etwas abhängig zu sein.
Doch was ist dann zu tun? In einer Therapie wird sich zu aller erst einmal bewusst gemacht....ja, ich bin abhängig und ja, ich habe ein Problem. Es geht um die Annahme des Istzustandes. Ja, ich bin es. Um nichts anderes geht es. Doch alleine dieser Schritt ist schon gewaltig. Viele sind sich ihrer Abhängigkeiten nicht bewusst. Sie wollen sie erst gar nicht sehen. Denn es würde bedeuten, sich seiner Gefühle bewusst zu werden. Denn wie ich schon am Anfang geschrieben habe, Abhängigkeiten vermeiden es, sich diesen unangenehmen Gefühlen zu stellen. Nur dafür sind sie gut. Und dies macht Angst. Eine solch grosse Angst, das alles andere besser ist, als sich dies anzusehen. Und es kostet Mut zu sagen...ja ich bin Abhängig. Und erst wenn ich mir dies eingestehe, bin ich auch in der Lage, hin zu schauen, warum ich es bin. Es geht immer wieder um unsere Gefühle, die wir uns nicht ansehen mögen.
Anhand des Beispiels Alkohol ist es deutlich zu sehen, was Abhängigkeiten bedeuten. Doch bei subtileren Abhängigkeiten ist es manchmal ungleich schwieriger "hinzuschauen". Sport als eine Abhängigkeit zu betrachten, fällt schon weniger ins Auge. Oder wie ist es z.B. mit Süssigkeiten? Wo ist die Grenze zur Abhängigkeit? Wie ist es mit der Partnerschaft in der wir leben....gibt es da Abhängigkeiten? Die Medien, bin ich abhängig von Handy, Fernseher, Internet? Geltungssucht, wann stelle ich mich in den Mittelpunkt, oder benötige die Aufmerksamkeit von anderen?
Und nun noch zum Guten des Ganzen. Abhängigkeit ist ja erst einmal ja nichts Schlimmes. Wenn wir das Wort Abhängigkeit mal in zwei Wörter zerteilen "Ab" und "hängen", zeigt es, wir haben uns von etwas abgehängt. Wir haben uns von uns selbst und unseren Gefühlen abgehängt. Unsere Abhängigkeiten können aber auch Schlüssel zu uns selbst sein. Wenn wir sie verantwortungsvoll betrachten wollen und wenn wir den Mut haben uns den darunter liegenden Gefühlen zu stellen, können sie uns befreien. Vielleicht brauchen wir dazu Hilfe. Ein Freund, ein Therapeut oder einfach Menschen die mich wahrhaftig und wohlwollend reflektieren. Dann kann ich meine Abhängigkeiten als ein Geschenk an mich selbst betrachten, denn sie sagen etwas über mich aus. Über meine Kraft, über meine Sensibilität und über all meine wahren Qualitäten, die zuvor noch nicht angesehen werden konnten. Dann kann ich mich wahrhaftig und authentisch zeigen und andere an meiner Kraft teilhaben lassen. Für mich und all die, die dies wollen.
Von daher Männer, freu ich mich euch im neuen Jahr wieder zu sehen. Mit all dem was euch ausmacht.
Sascha
P.S. Was mir noch einfällt zu den "Guten Vorsätzen" für das neue Jahr......schaut euch doch mal unter diesen Aspekt, eure Vorsätze an, wenn ihr denn welche habt. Warum wollt ihr mit dem Rauchen aufhören? Warum wollt ihr mit Sport anfangen? Oder warum wollt ihr euch gesünder ernähren? Steckt dahinter nicht vielleicht auch eine Abhängigkeit? Gibt es etwas dahinter, was noch nicht angeschaut ist und das es um etwas ganz anderes geht?
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