Ich kann dich verstehen, aber…..
Wir kennen alle diese Sätze. Das berühmt berüchtigte „aber“. Mir wurde mal gesagt, dass alles was vor dem Aber steht, vergessen werden kann. Denn mit dem Aber setzen wir dem Satz zuvor unsere eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund, oder zumindest unsere Sichtweise. Kommunikation ist etwas sehr Schwieriges. Denn das berühmte Sender/Empfängersystem…ich gebe eine Information heraus und mein Gegenüber entscheidet darüber was und wie er etwas davon verstehen möchte. Und das ist bei jedem persönlich davon abhängig, was er mit den Worten empfindet.
Ich kann meinem Gegenüber alles noch so wunderbar versuchen zu erklären, mit den wohlwollendsten Worten, doch wir wissen nicht, wie er welche Worte aufnimmt. Wir merken das bei den unterschiedlichen Interpretationen von Worten. Was verstehst du z.B. unter dem Wort Liebe, Wertung, Kritik, Verbundenheit, Selbstreflektion etc. Jeder legt es ein wenig anders aus. Ich kann dich verstehen…..kann ich das sagen, wenn ich das Wort „aber“ daran hänge? Wir können es nicht. Es werden zwei Informationen miteinander verbunden. Doch was hat das dann noch mit meinem Gesprächspartner zu tun?
In Streitgesprächen kommt es so immer wieder zu solchen „Meinungsaustausch“. Und eine Lösung für solche Gespräch ist es, entweder von „sich“ zu erzählen. Also wie geht es mir, wie geht es mir mit einem Sachverhalt, was bewegt mich. Oder, wenn ich der Zuhörende bin, zu Fragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe, oder mehr Klärung benötige.
Ich kenne es von mir selbst. Manchmal möchte ich etwas von mir erzählen. Ich möchte mich mit meinen Dingen zeigen. Und meist brauche ich darüber kein Gespräch. Ja ich möchte z.B. auch mal mein Leid klagen, meinen Ärger darlegen, meine Freude über das was ich erlebt habe, um meiner Frau zu zeigen, wo ich gerade stehe.
Wenn mein Gegenüber da sein eigenes Ding hineinbringt, weil es ihn an irgendetwas in ihm selbst erinnert, ihn irgend etwas bewegt, dann entstehen Möglichkeiten des Missverständnisses und können die Basis für Auseinandersetzungen bieten. Was liegt dem zu Grunde?
Ich möchte gesehen werden von meinem Gegenüber. Ein Grund, warum ich mich zeige. Aber natürlich macht auch das was ich zeige etwas mit meinem Gegenüber. Und hier kommt dann die Frage auf, was macht es mit ihm. Im optimalen Fall, weiß mein Gegenüber was ich mit meinem Gesagten sagen möchte und warum. Im Worstcase, versteht er es nicht und ich fühle mich nicht gesehen. Das kann mich verletzen und die Auseinandersetzung nimmt seinen Lauf.
Da diese Dynamiken chronisch werden können, fällt es von mal zu mal schwerer, mich zu zeigen, bzw. gut zuzuhören, ohne in eine Emotion zu verfallen und meine Dinge mit einzubringen, die meinem Gegenüber zeigt, er wird nicht gesehen.
Um wieder aus dem Hamsterrad auszusteigen, gibt es Tools um wieder ins Vertrauen und einen neuen Umgang ermöglicht. In einem Blockeintrag habe ich ja schon das Zwiegespräch erwähnt. Es kann mir helfen, wieder gehört zu werden, bzw., es kann mich darin üben, wieder zuzuhören.
Ich sehe dich…..ich nehme dich wahr….ich höre dich…..ich versehe dich….. und dies ohne „aber“. Es zeigt mir, ich werde gesehen, das was ich mir wünsche.
Wenn wir einander sehen, können wir mehr sein als ein Mensch, der sich alleine durch diese Welt bewegt. Wenn wir einander sehen, können wir die Stärken und die Schwächen erkennen und den anderen verstehen lernen. Wenn ich den anderen wirklich verstehe, kann eine andere Kommunikation stattfinden und wir können Dinge miteinander bewegen, die zuvor nicht möglich gewesen sind. Wir sind verbunden und das ist etwas was wir uns im Innersten wünschen.
Ich sehe Dich
Sascha
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